Der Salmwald
(zusammengestellt von FAR Helmut
Nielen)
Der Ort und die Bürger von Salm sind sicher seit der mittelalterlichen Gründung
(13. Jahrh.) sehr eng mit den umliegenden Waldungen verbunden.
Bei einer Höhenlage
des Ortes Salm zwischen 520 und 590 m war die Landwirtschaft nach der
Rodungszeit immer ein karges und mühseliges Brot. Um so mehr fühlten sich die
Einwohner mit ihrem Grund und Boden verwurzelt. Sie nahmen auch die - oft
lebensnotwendigen - Möglichkeiten wahr, aus den Wäldern in vielfältiger Weise
ihren Nutzen zu ziehen. Der Salmwald, zwischen Neroth im Nordosten und Steinborn
im Südwesten gelegen - man kann die Waldgebiete des "Hinterbüsch" um
die Gemeinden Salm - Weidenbach - Meisburg - Deudesfeld hinzuzählen - begrenzt
durch den Verlauf der Kyll im Nordwesten, war das die Gemeinde Salm unmittelbar
umgebende Waldgebiet.
Eine Karte der Staatsbibliothek
Trier ( Kt 3/44) zeigt einen Ausschnitt aus der "Mappa geographica"
von Arnold Mercator von 1560 in der "akkuraten und vollständigen Kopie von
176 1 ". Hier sind der Verlauf der Kyll und die "Salm" mit der
Ortschaft Salm einschließlich Kirche und die umgebenden Waldungen "Braunebach",
"auf Kretscheid", "am Daxelberg " und "auf Hulscheid"
eingezeichnet.
Im ausgehenden Mittelalter und bis zur Preußenzeit (um 1825) nutzten die Salmer
Bürger ihren umliegenden Salmwald auf vielfältige Art: - So trieb man das
Glanvieh zur Waldwiese über "den Galgen" in die nördlich gelegenen
Gebiete des "Kitzkorbwaldes", einem Lehnsbezirk der Grafschaft
Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein.
Nach Südwesten konnte man die Schweine des
Ortes in die Eichen- und Buchenmast des Bereiches Hirschborn-Mückenberg treiben.
- Besitzer von Ochsen- und Pferdegespannen "hauderten" unter anderem
das Eichen-Bauholz aus der "Braunebach" im Nordwesten von Salm an die
Kyll.
Im Bereich der Braunebach lagen die Besitztümer der Kurfürsten und Erzbischöfe
von Trier, die immer große Bauvorhaben realisieren wollten.
Die Köhlerei
wurde in allen Waldgebieten betrieben. Zahllose Meilerplätze zeugen noch von
dieser schweren und harten Arbeit, so auch im Besitztum der Abtei Prüm westlich
der Braunebach. Mit der Holzkohle wurden die Eisenschmelzen in Eisenschmitt, Jünkerath
und an anderen Orten beliefert. "Unter Rom" und am "Wakeler Köpfchen"
(Wacholderköpfchen) brach man den hochanstehenden Kalkstein. Er wurde im noch
heute als Rest vorhandenen "Kalkofen" unter Rom bzw. am Salmbach
(Flurname "Kalkofen") gebrannt. Zahlreiche
Grabungsmulden auf den Kalkrippen der Salm-Romer Kalkmulde zeugen von dieser Tätigkeit.
Lohrinde wurde in den ausgedehnten Eichen-Niederwaldgebieten des Kylltales
nach Birresborn zu geschält, getrocknet
und für die Ledergerberei abgegeben. Die
geschälten Eichenstämme dienten als Brennholz. In den so entstehenden "Lohschlägen"
konnte man nach dem Abbrennen des Reisigs im Rahmen der "Rottwirtschaft"
für ein bis zwei Jahre auf geeignetem Gelände Hafer, Roggen und
Buchweizen einbringen und ernten. Die Asche nutzte für kurze Zeit als Dünger. Danach übernahmen die Eichen,
Buchen- und Hainbuchenstockausschläge wieder
die Vorherrschaft zu neuem Niederwald. Über mehrere Perioden
stehengebliebene "Laßreidel" aus gutwüchsiger Eiche bilden noch heute
die Restbestände der bis zu 300 Jahre alten Eichen (Huteeichen). Einzelstücke
hiervon erreichen z.B. im Gerolsteiner Wald noch heute Spitzenpreise als
Furnierholz.
All diese verschiedenartigen
Nutzungen hatten den Wald bis ins 19. Jahrhundert stark
geschädigt. Den holzreichen Forst unserer Tage dürfen wir uns nicht
vorstellen. Es herrschte ein verlichteter,
lockerer Wald vor mit einzelnen starkstämmigen, kurzen
Buchen und Eichen, Hainbuche und etlichem Buschwerk wie Weide,
Hasel, Schlehe usw. Künstliche Nachpflanzungen waren noch nicht üblich,
und der spärliche natürliche Aufwuchs, der nach der Schmalzweide noch übrig
blieb, verschwand in den hungrigen Mäulern der zur Weide eingetriebenen Kühe,
Ziegen und Schafe. (Heute sagt man diese Wirkung in unseren sehr dichten und
gepflegten Forsten dem teilweise vorhandenen Überbestand an Wild nach.). Umfangreiche Heidegebiete (so
im Bereich des heutigen
"Spelzenkopfes", der Abt. 156)
vervollständigten das relativ öde Bild der Eifellandschaft.
Wie
sehr die Bürger der Eifel in früheren Jahrhunderten von den Nutzungsmöglichkeiten des Waldes abhängig waren, zeigt eine
Passage aus dem Buch von Dr. W. Schwind
" Der Eifelwald im Wandel der Jahrhunderte" in der Wiedergabe: "So
versuchten z.B. in der Grafschaft Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein mehrere
benachbarte Ortschaften, die Gemeinde Salm an dem Eintrieb ihrer Viehherden
in den gräflichen Wald Kitzkorb zu hindern, da das Gras vermutlich nicht
mehr für das ganze Vieh ausreichte. Als die Gräfliche Kanzlei die Gemeinde Salm
ebenfalls ausschließen wollte, wehrten sich die Ortsbewohner verzweifelt und
schrieben im Jahre 1738 an die Kanzlei einen Brief, der die große Bedeutung, welche
die Rindviehweide im Wald für die damalige Eifelbevölkerung besaß, widerspiegelt.
So
beginnt der Brief mit dem Satz: "Wir Salmer Gemeinde thun untertänigst bitten
und pflehentlich bewgehren wie daß uns unser Weydtgang wie vorhinß (bisher)
gnädigst mögte vergünstiget werden ..."
Die
Gemeinde erhielt schließlich die Erlaubnis, ihr Vieh weiterhin in den Wald Kitzkorb
zu treiben.
Wie sich die älteren Salmer Bürger erinnern können, wurden Teile dieser
Nutzungsmöglichkeiten auch nach dem
Zweiten Weltkrieg, aus der Not geboren, wieder
aufgenommen, so z.B. der Eintrieb von Vieh auf die ausgedehnten Kahlschläge und
Kulturen der "Franzosen-Hiebe" (Reparationshiebe), das Lohe-Schälen
und das Sammeln von Bucheckern zur Ölgewinnung. Bei der Kuhweide im
"Fiskus" wurde bei weitem nicht nur das Vieh von der Jugend
beiderlei Geschlechts im Auge behalten. Daneben
wurde eventuell auch der Salmbach, die Michel- oder Braunebach mit ihren
Forellen besucht, und vielleicht wurde auch von den Erwachsenen zu später Stunde
das eine oder andere Stück Schwarz- oder Rotwild, das auf den Kartoffeläckern zu
Schaden ging, trotz französischer Jagdhoheit und forstlicher Aufsicht "genutzt".